30 Jahre Perfektion

1986–Ankunft in Deutschland – Flucht, Neubeginn und erster Triumph

1986 erschütterte der Bürgerkrieg den Libanon – und machte das Leben in Beirut zu einem täglichen Balanceakt. Für die Familie El Achi kam der Moment einer schicksalhaften Entscheidung: die geliebte Heimat hinter sich zu lassen. Mit wenigen Koffern, doch voller Erinnerungen und getragen von der Hoffnung auf Sicherheit, begann sie in Deutschland ein neues Kapitel.

Für den jungen Ziad war es der abrupte Abschied von Kindheit und vertrauten Strassen – und zugleich der Beginn einer prägenden Reise. In einer Schulklasse, umgeben von einer fremden Sprache, entfaltete er seinen unbeugsamen Willen. Er hörte zu, lernte, kämpfte – bis er nicht nur die Sprache beherrschte, sondern auch eine neue Identität fand. Das Abitur wurde zum Symbol: Triumph über Entwurzelung, Disziplin und Beharrlichkeit.

Erste Schritte als Massschneider – vom Labor ins Atelier und an die Front

Zunächst wählte er den sicheren Weg: Ausbildung im Chemiebereich, anschliessend ein Studium der Chemie und des Ingenieurwesens. Ein Sommerpraktikum in einem Modeunternehmen öffnete jedoch eine neue Tür – und machte klar, wo sein Herz schlug. Nach einem Jahr inneren Ringens brach er das Studium ab. Mit 23 startete er: kaufte Anzüge und Hemden, verkaufte sie weiter und bot Hausbesuche an – die Presse wurde schnell aufmerksam.

Bald folgte der nächste Schritt: Masskonfektion, damals in Deutschland kaum bekannt. Widerstände von Textilunternehmen entmutigten ihn nicht. Er arbeitete mit kleinen Manufakturen, lernte in Düsseldorf an der Seite zweier Meister das Handwerk – und erkannte, dass seine Stärke im direkten Dialog mit dem Kunden lag. So entstand eine treue, anspruchsvolle Klientel.

1997–2006 – Ateliergründung, mediale Präsenz und die italienische Schule der Eleganz

1997 eröffnete er sein erstes Atelier. Die Nachfrage wuchs, viele Herren suchten Beratung jenseits dominanter Designer-Marken. Fernsehauftritte, Radio-Interviews und Berichte in Die Welt, FAZ, Manager Magazin oder Rheinische Post machten seinen Namen weit über Düsseldorf hinaus bekannt.

Die Suche nach dem Ursprung der Eleganz führte nach Neapel, ins Herz der Massschneiderei. Dort lernte er von Meistern, dass ein Massanzug ein stiller Dialog zwischen Schneider und Träger ist – Ausdruck von Haltung, Identität und Würde.
2000 eröffnete er ein eigenes Atelier in Beirut; Diplomaten, Unternehmer und Künstler vertrauten sich ihm an. 2006 zwang der Krieg im Libanon dazu, diesen Traum ruhen zu lassen.

2006–2009 – Deutschland als feste Basis: Vertiefung, Verlässlichkeit und Reifung

In Düsseldorf fand Ziad nach seiner Rückkehr das feste Fundament. Hier führte er seine Arbeit unbeirrt fort – kompromisslos in Qualität, Service und Individualität. Die in Neapel erlernten Prinzipien prägten nun klar seinen Stil: weichere Konstruktionen, präzise Proportionen, elegante Zurückhaltung. Er vertiefte die Zusammenarbeit mit kleinen Werkstätten, schärfte Abläufe und verfeinerte seinen Beratungsansatz: zuhören, den Lebensstil erfassen, Form und Stoff zu einer stimmigen Aussage verbinden. Wiederanproben und Korrekturen stärkten das Vertrauen – aus Aufträgen wurden Beziehungen.

Die Jahre verliefen stiller als die mediale Anfangszeit, doch prägend: Sein Stil reifte, die Handschrift gewann Profil. So entstand die Basis für den nächsten Schritt – ein eigenes Atelier für eine internationale Klientel.

2009–heute – Zürich, internationale Klientel und die Gegenwart

2009 fand Ziad in Zürich seine endgültige Heimat. Hier verbindet er die Leichtigkeit der neapolitanischen Tradition mit schweizerischer Beständigkeit und dem Anspruch einer internationalen Klientel. Sein Atelier wurde mehr als eine Werkstatt – ein Ort der Begegnung, an dem Männer nicht nur Kleidung erhalten, sondern ihre Persönlichkeit in Stoff und Schnitt neu entdecken.

Mit der Zeit wuchs seine Rolle weit über die des Schneiders hinaus: Ziad wurde Begleiter, Berater und Gestalter. Jede Naht erzählte von Aufbruch und Mut, von Verlust und Neubeginn. So wurde aus dem Jungen, der einst aus Beirut floh, ein Meister seines Fachs. Heute schenkt er Männern in Europa und weit darüber hinaus eine zeitlose Sprache der Eleganz – leise, beständig und von Hand geschaffen.