Man sollte meinen, wenn die Wirtschaft boomt und das Geld reinkommt, geht es mit der Männermode auch bergauf. Schliesslich ist dann auch Geld für hochwertige, modebewusste Massanzüge vorhanden und diese eignen sich wiederum hervorragend, einen professionellen und kompetenten Look im Business zu bewahren. Doch mit Blick auf vergangene Trends hat sich gerade in Zeiten des wirtschaftlichen Hochs herausgestellt, dass ‚Mann‘ gerade dann lieber zu eher unkonventionellen und weniger business tauglichen Stilen greift.
Doch warum leidet die Männermode, wenn die Wirtschaft im Aufschwung ist?
Unkonventionelle Männermode zu Zeiten der Dotcom Blase
Um diesem überraschenden Zusammenhang von DAX-Stand und Männermode auf den Grund zu gehen, eignet sich ein Beispiel für diesen unerwarteten Zusammenhang, wie die Zeit vor dem Platzen der Dotcom Blase. Kaum zu glauben, aber dort war es chic, unter teuren Anzügen verlöcherte T-Shirts zu tragen. Ehrlich gesagt wird mir heute noch schlecht, wenn ich daran zurückdenke. Wirft man einen kurzen Blick auf die Hintergründe des DAX Einbruchs um 2000, wird dieser Negativtrend in der Männermode verständlicher. Grundsätzlich betrachtet versprach die Dotcom Blase schnelle Gewinne auch für Kleinunternehmer aufgrund der neu geschaffenen Möglichkeiten in der sich neu entwickelnden, zugänglichen Internetbranche. Diese Kombination von erhofften satten Gewinnen in der Zukunft und einer neuen Offenheit und dadurch entstehenden Lässigkeit des Neuen Marktes durch das Internet schlug sich in der Männermode mit diesem unkonventionellen Stil nieder. ‚Mann‘ wollte wohl auffallen und die alten Regeln des business looks bewusst brechen, um nicht nur in der Wirtschaft, sondern auch in der Männermode frischen Wind reinzubringen. Aus der Sicht eines stilbewussten Modemachers natürlich ohne Erfolg: der business look leidet. Denn wie kann man einen professionellen und eindrucksvollen ersten Eindruck machen, wenn man ein durchlöchertes T-Shirt trägt?
Der DAX bricht ein – und der business Look ist im Aufschwung
Platzt nun die wirtschaftliche Blase, sieht alles anders aus: In schlechten Zeiten muss sich der Mann vermehrt präsentieren und um Aufträge und eventuell um den Job kämpfen. Läuft es schlechter in der Wirtschaft putzt sich ‚Mann‘ wieder stärker heraus und wagt es weniger, die Moderegeln des business looks zu brechen. Die Männermode kehrt zurück zum professionellen business Look, denn natürlich möchte man ja einen guten ersten Eindruck machen anstatt gleich ein modisches Statement abzugeben und sofort ‚negativ‘ aufzufallen.
Das Wirtschaftshoch und das Tief der Männermode: ein Zusammenhang der sich wiederholt
Schaue ich mir die Höchststände des DAX und die Männer in den Strassen heute an, dann steuern wir zurzeit wieder auf diesen Kurs hin. So genannte ‚Casual Fridays‘, an denen das übliche business Outfit aus Anzug und Krawatte gegen Jeans und T-Shirt eingetauscht werden durfte, gibt es in Firmen bereits seit ein paar Jahrzehnten. Doch inzwischen ist der formelle, stilbewusste business Look in neuen Internetfirmen eher zur Ausnahme in der Männermode geworden. So gibt es hier kaum noch Kleidungsvorschriften und es wird eher zu Polo-Hemd und Jeanshose gegriffen. Diese Trends der Männermode können selbst an den business Outfits der Grössen der Internetbranche wie zum Beispiel Mark Zuckerberg beobachtet werden. Nie würde man ihn im Massanzug in die Öffentlichkeit treten sehen, sondern eher mit einer lässigen, wenig business tauglichen Kombination aus blauer oder schwarzer Jeanshose kombiniert mit einem dunkelgrauen T-Shirt.